RASSEPORTRAIT
Die Heidschnucken stammen aller Wahrscheinlichkeit nach vom Mufflon Sardiniens und Korsikas ab. Ursprünglich beweideten sie den großen Lebensraum der „Heideschafe des Nordens“. Dieser erstreckte sich von der Bretagne über Schottland, Norddeutschland und Skandinavien bis nach Sibirien. In Norddeutschland haben sie sich seit Jahrhunderten auf den trockenen Heidestandorten des Lüneburger Raumes durchgesetzt.
Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts wurden als "Heydeschnucken" kleine, robuste Freiweideschafe der norddeutschen Heide- und Moorlandschaften bezeichnet, die sowohl grau als auch weiß, behornt oder unbehornt vorkamen.
Erst in den 40er Jahren trennte man die Weiße Gehörnte und die Weiße Hornlose Heidschnucke als eigenständige Rassen von der Grauen Gehörnten ab. Die graue gehörnte Heidschnucke ist bei beiden Geschlechtern gehörnt, bei den Widdern formt sich das Gehörn zur Schnecke.
Die Heidschnucke, auch „Schnucke“ genannt, ist sehr genügsam und frisst das trockene Heidekraut sowie alles was am Wegrand wächst. Sie versteht es, den dürftigen Pflanzenbewuchs der Heide oder ähnlich karger Flächen voll zu nutzen. Deshalb wird es heute in erster Linie zur Landschaftspflege eingesetzt. Zu reichhaltiges Futter eignet sich für diese Schafe eher nicht, da dadurch die Klauen weicher und damit anfälliger werden. Auch die Geburts- und Aufzuchtprobleme können bei zu gehaltvollem Futter zunehmen.
Die Heidschnucken haben ein feines, trockenes Fundament und stehen auf eher zierlichen Beinen. Die Klauen sind ausgesprochen hart, was ihnen eine hervorragende Marschfestigkeit verleiht. Tägliche Wegstrecken von mehreren Kilometern verkraften sie gut. Sie sind ausgesprochen lebhaft. Sprünge über Gräben oder ähnliches stellen kein Problem für sie dar. Dennoch benötigt die Heidschnucke als Wiederkäuer Ruhezeiten. Auffällig gegenüber z.B. Fleischschafrassen ist, dass die Tiere einen ausgeprägten Herdentrieb behalten haben, der sie früher vor Angreifern schützte, und auch in den Ruhephasen eng beieinander bleiben.
Die Heidschnucken gehören zu den Gemischtwollrassen. Über dem weichen Unterfell schützt das grobe Grannenfell vor Witterungseinflüssen. Die Wolle ist etwas kratzig und stellt somit heute keinen Wirtschaftswert mehr dar.
Allerdings sind die Felle de Tiere eine Augenweide und werden bei uns – medizinisch gegerbt in der Gerberei Naujoks in Lübeck – sehr gern gekauft.
Das Gewicht schlachtreifer Jährlinge beträgt etwa 30 - 35 kg, das der Muttertiere um die 45 kg. Böcke wiegen bis ca. 75 kg.
Heidschnucken sind saisonal brünstig. Im Oktober ist die Bockzeit; nach einer Tragezeit von 150 Tagen kommen im Frühjahr die Lämmer zur Welt. Meistens ist es ein Lamm, aber auch Zwillingsgeburten kommen vor. Die Lammungen erfolgen meist problemlos. Die Muttern weisen ausgesprochen gute Muttereigenschaften auf.
Bei der Geburt sind die Lämmer tiefschwarz gefärbt. Im Laufe eines Jahres ändert sich die Färbung über Braun ins Silbergraue, was zur Namensgebung „Graue Gehörnte Heidschnucke" führte.
Im Mai werden die erwachsenen Tiere geschoren, ab ca. August die Lämmer.
Schnucke kommt übrigens von „Schnökern“, was Neugier- und Abwechslungsfraß bedeutet.
Zuchtziel ist heute ein bodenständiges, anspruchsloses, widerstandsfähiges Schaf für die Landschaftspflege in Koppel- und Hütehaltung. Die wertvollen Fleischpartien werden auch bei knapper Futtergrundlage gut ausgebildet. Vom ausgeprägten Bewegungsdrang profitiert die Fleischqualität, die durch langsame Zunahme und gut durchblutetes Muskelfleisch eine hervorragende Qualität hat (wenig Fett und Cholesterin und hoher Anteil an Omega3-Fettsäuren). Das Fleisch der Schnucken hat einen feinen, wildähnlichen Geschmack und ist eine echte Delikatesse.